Das landmade.Camp 2014

bot Workshops, Aktionen, Panels, Gesprächsrunden und Raum für individuelle Recherchen.
Täglich sorgten Akrobatin Katrin Engelhardt für Fitness und Kosmetikerin Nancy Jagott für die Entspannung der Camp-Teilnehmer.
Nachts war Sternenpark-Programm.

Passend zu unserer Frage nach „Partizipation“ verstehen wir unter „Camp“, dass alle, die kommen, sich aktiv einbringen. Die Begegnung und der Austausch der Teilnehmer sowie die Erkundung der Umgebung und der örtlichen Potenziale als Grundlage für gemeinsame Ideen und Aktionen hatten bei diesem ersten landmade.Camp einen hohen Stellenwert. Insbesondere galt es, interdisziplinäre Partnerschaften anzustoßen, die über den Zeitraum des Camps hinaus an gemeinsamen Fragestellungen arbeiten.


Inhalte:

Dorferforschung

Die Erkundung des Dorfs als Bezugspunkt und Handlungsraum bildete die Grundlage für die gemeinsame Arbeit an der Fragestellung des Camps.
Zunächst ging es dabei vor allem um Spurensicherung:
Die Filmemacherin Malika Chalabi war auf Geschichten aus dem Nähkästchen aus und tauschte sich mit Dorfbewohnerinnen zum Thema Handarbeiten aus.
Die Kultursoziologin Helene Kleine hatte vor allem die DDR Zeit im Blick, wenn sie Strodehner Familiengeschichten nachspürte.
Künstler Karsten Wittke ist an neuen Definitionen von Volkskunst interessiert und beschaffte sich für seinen Beitrag zum Camp Ton aus einer örtlichen Tongrube.
Zwei „Camp-Reporter“ ganz unterschiedlicher Couleur - die Journalistin Corinna Weidner und der Künstler Roland Eckelt - betrachteten und kommentierten das Geschehen aus ihrer spezifischen Perspektive und Arbeitsweise heraus.

Wie Begegnung, Austausch und interdisziplinärer Dialog - die zentralen Anliegen des landmade.Camps - sich praktisch realisieren lassen, wurde am Beispiel einer langjährigen Partnerschaft zwischen Fischer und Künstlern präsentiert und zur Diskussion gestellt:

Die Spur der Fische

Der Strodehner Fischer Wolfgang Schröder arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit dem Träger des landmade.Projekts, WerkFreunde Strodehne e.V., zusammen. Diese Partnerschaft zeigt, wie künstlerisches Handeln konkret auf die Realität des Dorfes einwirken kann: 2003 realisierten wir mit dem Fischer und einer Gruppe Künstler unter dem Motto „Mal hören was der Fischer sagt“ eine medienwirksam angelegte Aktion zur öffentlichen Rehabilitierung der sog. Weißfische als Speisefisch. Inzwischen verkauft der Fischer Weißfisch, der bis dato wegen seiner vielen Gräten als ungenießbar galt und tonnenweise „subventioniert entsorgt“ wurde, sogar an Sternerestaurants. Die Weißfisch-Kampagne und ihre konkreten Folgen bildeten den inhaltlichen Ausgangspunkt dieses Programmteils.
Um der Frage nachzugehen, welche Perspektiven eine solche interdisziplinäre Zusammenarbeit hat und wie sie im Zusammenhang mit dem landmade.Projekt nachhaltig weitergedacht werden kann, stand der Camp-Freitag ganz im Zeichen des Fischs: tagsüber ein gemeinsamer Fischzug sowie ein Panel über Möglichkeiten und Grenzen der Partnerschaft zwischen Fischer und Künstlern - und abends ein Havelfisch-Essen mit exotischer Note, bei dessen Zubereitung der Bühnenbildner und Koch aus Leidenschaft Donald Becker und die chinesische Kulturarbeits-Studentin Yichun Wang die maßgeblichen Akzente setzten.

Kulturversorgung

Architekt Arndt Hermann ging mit einer Arbeitsgruppe der Frage nach, welcher (Kultur-) Versorgungsbedarf im Dorf besteht und wie er gedeckt werden kann. Als Resultat entstanden erste Entwürfe für einen lokalen Kulturversorgungsort >>.

Sternenpark

Was bedeutet es für ein Dorf, wenn es plötzlich zum dunkelsten Ort Deutschlands erklärt wird?
Der Naturpark Westhavelland, in dessen Zentrum das Dorf Strodehne liegt, ist im Februar 2014 von der International Dark Sky Association (IDA) als Deutschlands erster Sternenpark ausgezeichnet worden. Ausschlaggebend ist das Phänomen, dass im Westhavelland in tiefer Dunkelheit die Milchstraße mit ihren unzähligen Sternen als plastisches Gebilde erlebbar ist. Weltweit hat die IDA, die sich gegen Lichtverschmutzung einsetzt, bislang 24 Sternenparks ausgezeichnet.
Wie lässt sich diese besondere Situation in Kunst- und Kulturformate übersetzen? Werden die Sterne möglicherweise das kulturelle Leitthema des Dorfes?

Das Camp beantwortete diese Fragen zunächst mit einem Nachtprogramm, das die Sterne aus astronomischer und künstlerischer Sicht beleuchtete.
Und es endete mit einem klaren Fazit: Sternegucken im wörtlichen und übertragenen Sinne wird bei landmade. auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen - erste konkrete Projekte mit Verbindung zu den Sternen sind für 2015 bereits in Arbeit.