INFOLETTER NR. 2

Was ist so ein Amateur für ein Mensch?

Versuch einer Annäherung an ein gesellschaftliches Phänomen

Sie traten auf den Plan, kaum dass die Bilder Laufen gelernt hatten: die nichtberuflichen Filmschaffenden, kurz "Amateure" genannt. Aus dem Fremdwörterbuch lernen wir: ein "Amateur" (frz.) ist jemand, der eine Beschäftigung aus Liebhaberei betreibt. Doch was ist so ein Amateur für ein Mensch? Was treibt ihn dazu, seiner Liebhaberei bis zur Besessenheit nachzugehen?
Der französische Kulturtheoretiker Roland Barthes schrieb einmal: "Der Amateur setzt den Akzent auf die Produktion des Werkes, nicht auf das Werk als Produkt." Damit ist gleichzeitig ein wichtiger Aspekt der 1. Filmtage Havelland umrissen, geht es uns doch weniger um die Perfektion des Medienprodukts für den Endverbraucher, sondern vielmehr um das irritierende Moment des schöpferischen Selbermachens. Mit welcher Technik, in welchem Umfeld, mit welchen Inhalten und Intentionen waren und sind Amateure am Werk? Filme von Amateuren und über Amateure, Spielfilme und Dokumentationen, Filme von Amateuren, die heute Profis sind, und Filme, die bekannte Filme nachinszenieren, also Remakes sind, nehmen wir in den Blick.
Dass die (medien-)politische und gesellschaftliche Bedeutung des Amateurs keineswegs geringer wird, sondern eher zunimmt, zeigt sich übrigens auch hieran: Immer häufiger bedienen sich die "großen", die offiziellen Medien des Materials, das so genannte "blogger" oder "citizen journalists", Amateurjournalisten sozusagen, im Internet zur Verfügung stellen. Gerade dieser Tage zogen einige Fernsehsender im Zusammenhang mit Hurrikan "Katrina" Fotos, Videos und Berichte von Amateuren hinzu, um aktuell und "volksnah" über die Lage in New Orleans zu berichten.