REMAKES – ODER DIE GROSSE GESTE DES AMATEURS
Ein zentrales Genre des aktuellen Amateurfilmschaffens bilden Remakes, die in direkter Auseinandersetzung mit den Produktionen des Mainstream-Kinos oder als Fortsetzungen von Spielfilmen gedreht wurden. Hier zeigt der Amateur, was es heißt ein (kritischer) Film-Fan zu sein. Folgende Produktionen waren auf dem Festival zu sehen:
Der Einsame der Zeit
Perry Rhodan Fan?lm von Hans-Joachim Thunack, Berlin, 1966-2005
Der Film ist eine werkgetreue Ver?lmung des Perry Rhodan Romans Nr. 50 "Der Einsame der Zeit": Der Außerirdische Atlan, der seit 10 000 Jahren auf der Erde weilt, versucht ein von Perry Rhodan entwickeltes Raumschiff in seine Gewalt zu bringen, um auf seinen Heimatplaneten zurückkehren zu können. Aber es kommt anders als gedacht: Das Raumschiff stürzt auf dem wüstenähnlichen Planeten Hellgate ab und beide müssen ums Überleben kämpfen. Der Sieger des Kampfes wird über das Schicksal der Menschheit entscheiden … Der Fan?lm ist mit seinen inzwischen knapp 40 Jahren Produktionszeit fast schon eine Legende in der Perry Rhodan Fangemeinde. Auf dem Festival stellt Hans-Joachim Thunack das immer noch nicht ganz fertig gestellte Projekt vor. Die screenshot.ag übernahm anlässlich des Festivals freundlicherweise die Digitalisierung des Films von Normal 8.
Samstag, 15.10.2005, 11 Uhr, Blauer Saal
Dein Klub präsentiert Wotørwoerld
Dein Klub, Stuttgart, 2002-2005, ca. 95 min (bisher fertig gestellter Film)
Wotørwoerld ist ein Remake des bekannten Endzeitepos' "Waterworld". Mit erfrischendem Humor, sensationellen Special-Effects (mit Kronkorken, Wunderkerzen und vielem mehr) sowie atemberaubenden und neuartigen Action-Sequenzen setzt Wotørwoerld neue Standards für höchste Entertainmentansprüche. Alle Aufnahmen von Wotørwoerld enstehen in Dein Klub, einem kleinen Raum in Stuttgart oder in seinem Klon. Gedreht wird seit Frühjahr 2002 mit BesucherInnen von Dein Klub. Alle Requisiten und Kostüme werden möglichst spontan zusammengestellt. Auf dem Festival wird in Anwesenheit der Autoren sowohl der bisher entstandene Film gezeigt als auch der Klon des Klubs installiert. Dort können BesucherInnen des Festivals selbst in Wotørwoerld mitspielen. Weitere Infos: www.oberwelt.de/deinklub
Samstag, 15.10.2005, 13 Uhr, Blauer Saal: Vorführung des bisher fertig gestellten Films
Samstag, 15.10.2005 und Sonntag 16.10.2005 jeweils ab 11 Uhr, Kleiner Klubraum: Dreh im Klon
courir/mourir
Remake von "Lola rennt", Tim Fehlbaum mit der Klasse 8c des Humanistischen Gymnasiums am Münsterplatz in Basel, 2000, 60 min
Als Lola von Tobi die Schreckensnachricht empfängt, ist es schon fast zu spät: Ihr Freund braucht 100 000 Franken in den nächsten 20 Minuten, um dem Tod zu entgehen. Eine hoffnungslose Situation. Doch keiner von beiden will sie akzeptieren. Ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Samstag, 16 Uhr, Blauer Saal
Star Wars Fanfilme
Für alle, die schon immer Fans von Star Wars waren oder es noch werden wollen. In diesem Programm werden Filme von Fans gezeigt, die mit relativ einfachen Mitteln die Saga in irdische Lebensbereiche übertragen:
HOUSEWARS (R. Thomas II), 10 DOLLAR FANFILM (J. Liddle), JEDI HOUSE (E. S. Oktan, H. C. Harris) R.2.: THE EXTRA-SPECIAL ASTROMECH (K. Pennell), TROOPS (K. Rubio), ONCE UPON A JEDI (L. Bolia), PA WARS + DUEL OF THE FAKES (T. Callies, S. Hahn, E. Seaburn, D. Stay), TWO-NESS (S. Ballew, R. Thomas II) und ein Überraschungs?lm. Alle Filme: Englische Originalfassung. Mit freundlicher Unterstützung und Erlaubnis von TheForce.Net
Samstag, 19.30 Uhr, Blauer Saal
Die Erinnerungen des Grenadiers Rousseau
Wolfgang Krone, Hannover, 1987-92, 80 min
Anfang des 19. Jahrhunderts – Abenteuerlust treibt drei junge Franzosen in die Armee Napoleons. Von ihrer Euphorie geblendet, ?nden sie sich in einem Alptraum wieder. Einer der Freunde fällt in der Schlacht bei Smolensk gegen die Russen, die beiden anderen beschließen daraufhin zu desertieren. Auf ihrem Weg durch trostlose Kriegsgebiete begegnen sie allen Grausamkeiten des Krieges. Nur einer der drei Freunde überlebt, der Grenadier Rousseau. Mit einer List kann er nach Frankreich zurückkehren. Als alter Mann berichtet er von den Schrecken des Krieges, doch die jungen melden sich schon wieder für den nächsten, den deutsch-französischen Krieg. Ein aufwändig inszenierter Film, über mehrere Jahre hinweg gedreht auf Super 8!
Im Programm "Filme über Amateure" wird die Dokumentation "Für kurze Zeit Napoleon" gezeigt, die den Amateur?lmer Wolfgang Krone porträtiert.
Sonntag, 17.30 Uhr, Blauer Saal
HINTERGRÜNDE ZU DIESEM FILMPROGRAMM
Der Amateur als Fan
Ein Gespräch mit "Dein Klub"
In Stuttgart arbeitet die Gruppe "Dein Klub" seit mehreren Jahren an einer Neuinszenierung von "Waterworld".
PETER HAURY, SIE ARBEITEN SEIT 2002 AN EINEM REMAKE VOM ENDZEITEPOS "WATERWORLD". WIE SIND SIE AUF DIESE IDEE GEKOMMEN?
Ich hatte diesen Film als Referenzpunkt für typische weltanschauliche Befindlichkeiten des Hollywood-Mainstream, aber auch für ästhetische Pathosformeln des Monumentalkinos in die Diskussion gebracht und den Film von daher zwar als daneben, aber dennoch als Meilenstein bezeichnet. Das provozierte Jens Hermann, den Betreiber, und andere Stammgäste von "Dein Klub" zu dem Vorschlag, via Nachdreh den Gegenbeweis anzutreten. Natürlich war uns aber auch (...) schnell klar, dass so eine akribische ultra-affirmative Arbeit an einem so großen Müll-Scheiß eine großartige künstlerische und soziale Qualität hat.
SIE DREHEN DAS REMAKE HAUPTSÄCHLICH IN EINEM EINZIGEN KLEINEN RAUM. WARUM?
Dieser Treff ist uns in 10 Jahren zu einer Art Lebensmittelpunkt geworden. Extrem peripher und winzig, eigentlich wie ein Bauwagen, aber dennoch Anziehungspunkt für ganz viele Besucher aus der ganzen Welt, die wir über unsere künstlerischen Aktivitäten (...) kennen, und die, wenn sie schon mal in Stuttgart sind, vorbeischauen. Eben unser gemütliches kleines Waterworld.
WIE LANGE WERDEN DIE DREHARBEITEN NOCH ANDAUERN UND WAS HABEN SIE MIT DEM FERTIGEN FILM VOR?
Wir gehen von noch mal zwei Jahren aus, aber das ist, wie auch der Werdegang des Endproduktes, das ja, je länger es wird, immer schwerer verdaulich wird für ein etwaiges Publikum, vermutlich gar nicht so wichtig. Der Weg ist in dem Fall das Ziel.