Forum der Visionen: (Re-)Vision der Realität
Positionen im Spannungsfeld Mensch, Natur und Technik
Sonntag, 7.10.2007, 11.15 - 16 Uhr
11.15 - 13.45 Uhr
Vorträge und Gesprächsrunden im Kino 2 der Haveltor Kinos, Vor dem Haveltor 1, 14712 Rathenow
14 - 16 Uhr
Flussfahrt mit der MS Sonnenschein mit Lokaltermin "Havelrenaturierung" und Suppe von Havelfisch
Visionen und Utopien stehen im Mittelpunkt des Forums der Visionen: künstlerische, gesellschaftspolitische und landschaftsplanerische, mit fließenden Übergängen zwischen den Bereichen. Das Forum versteht sich als Plattform zum gemeinsamen Nachdenken, Fantasieren und Entwerfen neuer Sichtweisen. Ein Medienkünstler, ein Filmemacher, ein Autor sowie der Initiator eines landschaftsgestalterischen Großprojekts stellen ihre Denkansätze zur Disposition. Allen gemeinsam ist das Arbeiten im Spannungsfeld Mensch, Natur und Technik. Aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Herangehensweisen beschäftigen sie sich mit der Frage nach der Veränderbarkeit von Realität in bestehenden Systemen.
Die Teilnehmer des Forums:
Lutz Dammbeck
Künstler und Filmemacher, thematisiert in seiner Arbeit das Verhältnis von Mensch/Natur und Maschine – mit Fokus auf die »neuen Technologien«. In seinen Recherchen untersucht er die Zukunftsfähigkeit technizistischer Utopien und geht der Frage nach, wo die Beweggründe für die Sehnsucht nach einer von Menschen konstruierten Natur liegen. Sein Film »Das Netz« beleuchtet die Faszination für die positive Vorstellung einer globalen Vernetzung und schafft schwindelerregende Verbindungen zwischen Hippie-Kultur, Systemtheorie, Kybernetik, Militär und Bewusstseinskontrolle. Auch in seinem Beitrag zum Forum der Visionen geht es um künstliche Intelligenz und das menschliche Streben nach der Beherrschung der Natur mittels Maschinen. Ein Paradox mit offenem Ausgang, in dem mongolische Wüstenrennmäuse möglicherweise den Sieg davontragen werden …
Bernhard Sallmann
Filmemacher, porträtiert in seinen Projekten verschiedenste Landschaften Brandenburgs. Für den Dokumentarfilm »400 km Brandenburg« durchstreifte er zu Fuß und in einer Kreisbewegung das Umland von Berlin. Sallmanns Utopie ist die eines Lebens im richtigen Wandermaß: Mit seiner
Kamera durchmisst er den Naturraum – mal entlang einer gedachten Linie in Form eines Ziffernblatts, mal den gestaltet ungestalteten Wegen Pücklerscher Gärten folgend. Im Forum geht es um seine persönliche Vorstellung einer Synthese von Natur, Mensch und Kunst mit Blick auf die Havelregion: Welcher Art von Szenografie folgt eine naturnahe, dynamische Havelflusslandschaft nach ihrer Renaturierung? Wird der Natur freier Lauf gelassen oder handelt es sich erneut um ihre Gängelung? Und ist dieses Terrain geeignet für eine künstlerische Praxis des Spazierensgehens?
Jan Philip Sternberg
ist Historiker und Journalist mit besonderem Interesse für kulturelle und demografische Entwicklungen in den »neuen Bundesländern«. In seinen Texten geht er meist aus von konkreten lokalen Bedingungen und/oder tagespolitischen Ereignissen und verknüpft diese mit breiter angelegten kulturhistorischen Fragestellungen. Sein umfangreiches Wissen um politische und geschichtliche Zusammenhänge stellt er bei »Lokalerminen« immer wieder mit großem Engagement zur Disposition. Seine Arbeitsweise ist offen für visionäre ästhetische Praxen, die wiederum rückgekoppelt werden an seinen eigenen, auf Region und Vor-Ort-Bedingungen bezogenen Arbeitsansatz.
Rocco Buchta
Leiter des Naturparks Westhavelland, steht für die ganz konkrete Vision einer weitreichenden Landschaftsumgestaltung in der Region: Die Renaturierung der Unteren Havel. Das Projekt bietet Diskussionsstoff: Befürworter freuen sich auf Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts, wachsenden Arten- und Fischreichtum sowie Belebung des Naturtourismus, Skeptiker befürchten Beeinträchtigungen der Landwirtschaft und der Motor-Schifffahrt.
Das Forum der Visionen betrachtet die Havelrenaturierung auch aus künstlerischer Perspektive, stellt Bezüge zur Land Art her und beleuchtet den Antagonismus einer vom Menschen erzeugten Ursprünglichkeit.
Die Teilnahme am Forum inklusive Flussfahrt und Fischsuppe kostet 15 Euro (erm. 13 Euro).