„MorgenLand“
Denkmodelle für die Zukunft
Unter dem Titel „MorgenLand“ bezieht die Kunst Stellung zum Festival-Thema „Rezepte zur Rettung des Schlaraffenlands“. Videoarbeiten und Projektionen von fünf bildenden Künstlern werden in den Räumen von Schloss Ribbeck ausgestellt. Mit Robert Abts , Ulrike Grossarth, Marikke Heinz-Hoek, Antje Schiffers/ Thomas Sprenger und Dana Widawski.
Wie auch das Schlaraffenland ist das Morgenland ein symbolhafter Ort: Projektionsfläche für Sehnsüchte, Zuschreibungsort für Visionen. Nur, wo liegt eigentlich dieses Morgenland – im Osten, im Inneren, auf dem Land oder in der Zukunft?
Innerhalb des Festival-Themas eröffnet die Ausstellung „MorgenLand“ eine künstlerische Plattform - das schöne Leben kann hier ausformuliert oder infrage gestellt werden. Erkundet werden Denkmodelle und gesellschaftliche Prozesse, welche vom Heute aus für das Morgen als Orientierung gelten könnten. Die ländliche Region, der Blick auf die Zukunft und auch ein imaginierter Ort begegnen sich in „MorgenLand“.
Als Umschreibung für den Orient – die von Europa aus betrachtet im (Süd)Osten, Richtung aufgehender Sonne liegenden Länder – stellte das Morgenland schon immer eine Faszination dar. Vor allem für Künstler im 19. Jahrhundert war der Orient weniger ein realer geografischer Ort als vielmehr eine Region, in die eigene Hoffnungen und Ängste projiziert wurden.
Hermann Hesse lässt die Handlung seiner Erzählung „Morgenlandfahrt“ (1930/31) im Innenraum seelischen Erlebens stattfinden: „Unser Morgenland war ... die Heimat und Jugend der Seele, es war das Überall und Nirgends, war das Einswerden aller Zeiten. So führt die Reise durch die Geschichte und die Zukunft, durch Räume und Zeiten. Wir zogen nach Morgenland, wir zogen aber auch ins Mittelalter oder ins goldne Zeitalter…“
Die Ausstellung „MorgenLand“ knüpft an jene imaginativen Ebenen an, verliert aber weder die geografische Verortung der Film+Medientage Havelland in der ländlichen Region Brandenburg, noch das Schloss Ribbeck als Veranstaltungsort aus dem Blick:
Historisch betrachtet ist die Schloss-Architektur ein nach außen abgeschlossenes Gebäude, das der Verteidigung diente. In diesem politischen und kulturellen Zentrum trafen die Herrscher und ihre Berater Entscheidungen für die Zukunft des sozialen und gesellschaftlichen Lebens außerhalb des Schlosses. Das Schloss ist per se ein Entwurfsort der Welt draußen. Heute versammeln sich ’Kompetenzteams’ oder ’think tanks’ in vergleichbar abgeschlossenen Entscheidungszentralen, wie z.B. dem Kanzleramt.
Die Flüchtigkeit der Medien (Video und Projektion) der in der Ausstellung „MorgenLand“ präsentierten Kunstwerke setzt einen bewussten Kontrapunkt zu den steinernen Räumen des Schlosses.