Forum der Visionen
„Die Welt verbessern“
Im Forum der Visionen stellen wir mit Blick auf den Erfinder Otto Lilienthal die Frage: Welche Zukunft hat der Fortschritt? Lilienthals Traum von der Überwindung der Schwerkraft und damit der Beherrschung der Natur endete am Gollenberg mit seinem tödlichen Absturz. Die letzten Worte des berühmten Fliegers waren angeblich: „Opfer müssen gebracht werden.“
Solch ungebrochenen Fortschrittsglauben gilt es vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und ökologischer Umbrüche zu hinterfragen. Wann führen Erfindertum und Visionskraft aufwärts und wann münden sie - analog zur Ikarus-Sage – im Absturz und der Selbstauslöschung?
Nach der Atomkatastrophe von Fukushima ist diese Frage längst auch in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen.
Inspiriert von Harald Welzers „Zehn Empfehlungen zur Rettung der Welt“ liefert das Forum Denkanstöße für einen zeitgemäßen Umgang mit Fortschritt und das Handeln des Einzelnen.
Mitwirkende der von Corinna Weidner moderierten Vorträge und Diskussionsrunden:
- Der Tschernobyl-Experte und Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz, Sebastian Pflugbeil, ist einer der wenigen Menschen, die das Innere des sog. „Sarkophags“ von Tschernobyl inspiziert haben. Der Physiker und Bürgerrechtler war 1989 Mitbegründer des Neuen Forums und 1990 Minister ohne Geschäftsbereich in der letzten SED-geführten DDR-Regierung. Sein immenses Hintergrundwissen über die Atomkraft, ihre Folgen und die Rolle der Politik in diesem Kontext macht seinen Vortrag zu einem beklemmenden „Thriller“, seine richtungsweisenden Ideen für den „Atom-Ausstieg“ jedes Einzelnen sind dagegen voll positiver Kraft.
- Der Sprecher der Bürgerinitiative "Kein CO2-Endlager Altmark", Lothar Lehmann, greift in seinem Vortrag regional brisante Fragen wie die umstrittenen Pläne für ein
Steinkohlekraftwerk in Arneburg und die daraus folgende CO2-Lagerung mit ihren Folgen für Grundwasser, Böden und Menschen auf.
- Künstler Stefan Demming stellt Hildegard Overkamp alias Sister Bernardis als Beispiel für einen sehr individuellen Ansatz beim Engagement für eine bessere Welt
vor: Nach Jahren des Wirkens in Papua-Neuguinea entschied die Missionsschwester, einer anderen Kultur nicht missionarisch gegenüber treten zu wollen und wurde Nonne in einem amerikanischen Wanderzirkus. Hildegard Overkamp ist Protagonistin in Demmings Videokunstwerks „Die kleinste Show der Welt“, das während des Festivals auf dem Stöllner Dorfplatz zu sehen ist.
Ein Film von Horst Frebel über Reiner Lemoine, Gründer eines der weltgrößten Solarzellen-Hersteller QCells, beschreibt eine eigenwillige Symbiose technologischer und sozialer Visionen.
Der „Erfindergeist“ in den Ideen Otto Lilienthals ist zu erleben, wenn Ausstellungs-Gestalter Donald Becker durch die von ihm realisierte interaktive Dauerausstellung im Lilienthal-Zentrum führt.
In einem Workshop mit dem Titel „Welche Zukunft hat die Region“, der in Zusammenarbeit mit der „Bürgerinitiative gegen das Steinkohlekraftwerk Arneburg“ realisiert wird, diskutieren Umwelt-Aktivisten und Interessierte die Situation der örtlichen Bürgerbewegung und mögliche Handlungsstrategien, um die aus der Sicht der BI notwendige Energiewende und den Einstieg in eine dezentrale Energiewirtschaft auf lokaler Ebene voranzutreiben. Die Akteure aus der Altmark und dem westlichen Havelland befürchten, dass die Energiekonzerne den Ausstieg aus der Atomenergie durch verstärkten Einstieg in Kohlekraft kompensieren könnten.
Samstag, 3.9. im Lilienthal-Centrum:
12 - 14 Uhr Forum der Visionen:
Workshop "Welche Zukunft hat die Region?" u.a. mit der Bürgerinitiative "Gegen das Steinkohlekraftwerk Arneburg e.V."
und
15 – 17 Uhr Forum der Visionen:
„Die Welt verbessern – Welche Zukunft hat der Fortschritt?“
Vorträge u. Diskussionen, u.a. mit Sebastian Pflugbeil